Gerichtssäule Großkrut
PositionLand/Region Niederösterreich, Bezirk Mistelbach, Gemeinde Großkrut
33 N 629429 / 5392592 UTM/WGS84
BeschreibungObjektbeschreibung
1600 wurde der Galgen zum Hochgericht Böhmischkrut errichtet.1 Bei diesem Galgen handelt es sich um eine gemauerte, verputzte Säule mit Ziegeldach. Wie an einem älteren Foto2 erkennbar ist, ist die Säule aus Ziegeln gemauert. Ursprünglich war wohl noch eine zweite Säule vorhanden, beide Säulen konnten dann mit einem Balken, der in die Öffnungen oben geschoben wurde, verbunden werden. Die Säule genießt Schutzstatus gemäß §2a des Denkmalschutzgesetzes.3

Historischer Kontext
Im Jahre 1055 schenkte Kaiser Heinrich III. dem Bistum Passau das konfiszierte Gut des Richwin zu Gouuatisbrunnun und Chrubet (Böhmischkrut, 1922 umbenannt in Großkrut), Passau belehnte die Babenberger und später die Habsburger mit diesen Gütern. Im Jahre 1280 schenkte Rudolf I. dem Frauenkloster zu Tulln das Dorf Böhmischkrut samt Gericht und befreite es 1281 mit Ausnahme des Blutbannes von jeder Gerichtsbarkeit. Laut Privileg von 1281 sollten die Amtleute und Pfleger des Klosters keinem anderen Richter als dem Meister Konrad, Kanzler von Österreich, unterstehen, der somit die landesfürstliche Vogtei und den Blutbann ausübte. 1287 ist das Kloster bereits selbst im Besitz der Gerichtsbarkeit, die Vogtei wurde 1408 den Liechtensteinern übertragen. Nach der Aufhebung des Frauenklosters zu Tulln im Jahre 1782 kam Böhmischkrut 1806 an die Herrschaft Walterskirchen.4 Die letzte Hinrichtung in Böhmischkrut fand 1742 statt: Am 25. Juni 1742 hat Michael Pokorny, Wagner aus Hianowitz, Mähren, einen Doppelmord an dem hiesigen Wagnermeister Georg Preier, bei welchem er samt seinem Sohne aus alter Bekanntschaft übernachtet hat, und seiner Dienstmagd begangen, um sich des vorhandenen Geldes (12 fl = Gulden) zu bemächtigen. Pokorny wurde verfolgt und noch am selben Tag zu Hianowitz festgenommen und nach Böhmischkrut abgeführt, wo er am 8. November zum Tode verurteilt und gerädert wurde. Während des Weges zum Richtplatze wurde ihm bei dem Hause der Gemordeten mit glühenden Zangen die Brust gezwickt. Der Sohn des Gerichteten, welcher der Hinrichtung beiwohnen mußte, wurde auf mehrere Jahre zu Zwangsarbeiten in Raab verurteilt.5

Standort und Lage
Der Galgen befindet sich kurz nach Großkrut direkt an der Hauptstraße Richtung Reintal und Břeclav (Lundenburg). Dieser wichtige Verkehrweg existierte vermutlich bereits seit langer Zeit und führte direkt an dem Richtplatz vorbei. Die Richtstätte ist in der Landgerichtskarte6 im Osten des Landgerichts Böhmischkrut eingezeichnet. Ursprünglich befand sich das Objekt direkt an der Grenze zum benachbarten Landgericht Harrersdorf, das jedoch später dem Landgericht Böhmischkrut einverleibt wurde. Im Sprengel befand sich kein Landgerichtssitz.
__________________
1 [GKrut2]
2 [Pich55]
3 [BDAN; S. 83]
4 [LGKE2-1; S. 140]
5 [Pich55; S. 40]
6 [LGK; Blatt 3]

Literatur: [DehioNN; S. 339], [GKrut1], [GKrut2], [Pich55; S. 39-40]
Bilder/Plan
27.07.200027.07.200027.07.2000aus [Pich55]Planskizze

© Stefan Lefnaer 14.03.2015